"Man entdeckt keine neuen Erdteile ohne den Mut zu haben alte Küsten aus den Augen zu verlieren."
(André Gide)

18.12.2009, Tairua

Am letzten Tag auf Rarotonga beginnt es morgens zu regnen...nein, es schuettet aus allen Kuebel. Man kann teilweise sein eigenes Wort nicht verstehen, so prasseln die Regentropfen auf das Dach des Aremango Guesthouse nieder und je weiter die Regenzeit Einzug haelt, umso heftiger werden die Niederschlaege. Da moechten wir nicht dabei sein... also auf in ein neues Land...auf einen neuen Kontinent. Wir werden die Gelassenheit und Ruhe der Cookislanders vermissen. Das ist es was wir von dort mitnehmen...Ruhe und Gelassenheit. Doch jetzt freuen wir uns auf Neuseeland...Aotearoa...das Land der langen weissen Wolke, das wir in 2006 bereits beradelt haben und von dem wir restlos begeistert waren.

Aber vor dem Vergnuegen kommt ja bekanntlich die Einreise nach Neuseeland. Wir kennen das noch von der Einreise beim letzten Mal...etwa 2,5 Stunden hat das Prozedere gedauert. Alle Schuhe rausholen und vorzeigen ob Dreck an den Sohlen haengt, die Raeder wurden ebenso gruendlich gecheckt und das Zelt war eine dreiviertel Stunde zur Inspektion weg. In dieser Hinsicht ist Neuseeland schon speziell. Aber man muss sich den Gepflogenheiten des Landes anpassen und so haben wir mit der Reinigung der Raeder, der Schuhe und des Zeltes einen ganzen Tag verbracht. Der "BIOHAZARD"-Kontolleur fragt ob wir aus Deutschland kaemen und laesst sich die Zeltheringe zeigen...die wuerden ihm sagen, wie mit dem Rest der Ausruestung umgegangen wuerde. Er schaut sich einen Hering an, laechelt und stellt fest: "Yes...this is the german standard.", wuenscht uns einen schoenen Aufenthalt und wir sind in Neuseeland. Nix Fahraeder und nix Schuhe. Dafuer haben wir uns stundenlang hingestellt und geputzt und gewienert? Da ist man fast in Versuchung den Grenzer aufzufordern sich das ALLES mal ganz genau anzuschauen. Schon nach 50 Minuten sind wir aus dem Flughafen und auf dem Weg zu unseren Warmshowers-Hosts Glenn und Steve.

Es ist Freitag abend und obwohl wir vom Flug und die beiden von der Arbeit geschlaucht sind, reden wir bis halb drei in die Nacht hinein uebers Radeln. Da die beiden auch schon die Westkueste der USA gefahren sind, haben wir ausreichend Stoff, den wir austauschen koennen. Am nechsten Tag muessen wir ins Zelt in den Garten umziehen, da Steves Sohn Liam mit zwei Freunden zu Besuch kommt um ein Konzert in der Stadt zu besuchen. "Christmas in the Park" gibt es in Auckland schon seit etlichen Jahren. Umsonst und draussen. Wir werden freundlicherweise aufgefordert mitzukommen und so geht es mit Kuehltaschen voller Essen und Trinken und Picknickdecken ab in die Innenstadt von Auckland und wir verbringen einen sehr schoenen Tag mit Sandwiches, Wein und Schokolade, einer tollen "Coca-Cola" Weihnachtsshow, grossartigen "Coca-Cola" Moderatoren und einem grossen Coca-Cola Feuerwerk. Aber das mit dem Feuerwerk kennen wir ja schon aus Vancouver. Kaum kommen wir auf einem neuen Kontinent an, bereiten uns dessen Einwohner ein riesiges Feuerwerk und es sind sicherlich 100.000 Leute gekommen um uns zu begruessen. Awesome!!!

Am naechsten Tag gibt es eine Stadtrundfahrt mit Steve und Glenn. Besonders beeindruckend ist ein Besuch im Yachthafen von Auckland, wo die Boote fuer den Americas Cup ankern. Doch nicht nur diese Boote sind beeindruckend. Die Werft die hier Luxussegelyachten baut ankert seine Boote hier und sehr, sehr reiche Segelyachtbesitzer tun dasselbe. Weniger als 20 m sollte euer Boot nicht haben, ansonsten erntet ihr nur mitleidige Blicke.

Am naechsten Morgen soll es fuer uns losgehen. Doch erst einmal werden wir von sehr heftigen Regenfaellen aufgehalten, die sich bis weit in Vormittag hineinziehen. Also koennen wir erst gegen 10 Uhr losfahren und stellen fest, dass wahrscheinlich Auckland die Hauptstadt der fahrradunfreundlichsten Autofahrer der Welt ist. Man wird beschimpft, angehupt und geschnitten und wir sind froh, als wir endlich die Stadtgrenzen erreichen. Erst als wir schon einige Kilometer aus der Stadt hinaus sind, muessen wir nicht mehr um unser Leben fuerchten. Der Verkehr nimmt ab und der Abstand mit dem einen die Autos passieren nimmt ein halbwegs ertraegliches Mass an. Allerdings muessen wir zum ersten Mal die Trekkingstoecke als Abstandhalter einsetzen. So haben wir es von der Suedinsel, auf der wir 2006 gefahren sind nicht in Erinnerung. Und da soll noch einmal einer behaupten, dass Radfahren in L.A. gefaehrlich sei.

Unser Weg fuehrt uns aus Auckland hinaus Richtung Coromandel Halbinsel durch gruene, bewaldete Huegel auf denen die obligatorischen Schafe weiden. Klar dass sich Englaender, Schotten und Iren hier wohlgefuehlt haben. Wie zuhause auf der koeniglichen Insel sieht es aus...also jedenfalls wenn man mal von den allgegenwaertigen Palmen, Orchideen und exotischen Voegeln absieht. Und die Huegel sind huegelig und haben es in sich. Manchmal faehrt man um eine Kurve und fragt sich: "Die Wand da soll ich hochradeln?" Allerdings haben diese schnurgeraden Auffahrten den Vorteil, dass es genauso in freiem Fall ohne Kurven nach unten geht. (Hey Phillipp, langsam tasten wir uns an deinen Geschwindigkeitsrekord heran...70,1 km/h. Wo war gleich noch diese Abfahrt in Australalien?) Zur Zeit bewegen wir uns auf der Coromandel Halbinsel und radeln entlang der Kueste Richtung East Cape. In Hahei, in der Naehe von Cooks Beach, nimmt Uwe ein kurzes Bad in den Fluten des hier...bibber...verdammt kalten Pazifik. Wo ist denn unsere Badewanne von den Cook Islands hin? Morgen beginnen hier die Sommerferien und dann soll es voll werden. Zu den ganzen europaeischen Touristen kommen dann auch noch die Kiwis und dann muessen wir mal sehen wo wir die Weihnachtsfeiertage verbringen werden. Wir treffen hier wieder auf jede Menge Radler (ueberwiegend aus Deutschland). Neuseeland scheint immer noch ein Lieblingsreiseziel der Deutschen zu sein, denn auf den Campingplaetzen hoert man fast ausschliesslich deutsch.

Wir haben neue Bilder fuer L.A., Cook Islands, New Zealand hochgeladen.

Kalifornien/Cook Islands

10.12.2009, Muri Beach, Rarotonga

L.A. und auf zu neuen Abenteuern

Nachdem wir uns von George verabschiedet haben, geht es mit dem Zug zurueck nach L.A. An der Amtrak sollte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel nehmen. Nicht einfach ein Ticket kaufen und dann in den Zug einsteigen. Nein, man kann (und muss teilweise) sein Gepaeck aufgeben und dann ans Boarding Gate. Alte und behinderte Menschen werden mit Stretch-Golfwaegelchen (wir sind schliesslich in Amerika) zum Zug gefahren. Und das bei der Benutzung eines Regionalzuges. Da fuehlt sich der Kunde wie ein Koenig. Im Zug ist es dann nicht mehr so exklusiv und es gibt keinen Unterschied mehr zur deutschen Bahn. Nach 2,5 Stunden spuckt uns der Zug an der Union Station, dem Hauptbahnhof von L.A., mitten in der Stadt aus. Wir radeln zu Gabi und ihrer Familie, die uns fuer ein paar Tage zu sich eingeladen hat. Vom Bahnhof sind es gerade mal 17 Meilen durch den Stadtverkehr von L.A. Es ist jedoch schon dunkel, als wir in Marina del Rey ankommen. Gabi und ihre beiden Kinder Sabrina und Arya begruessen uns herzlich und ihr Mann Masoud kommt auch bald hinzu. Schnell fuehlen wir uns, als ob wir uns nicht erst an diesem Tag naeher kennenlernen, sondern als ob man zu Besuch bei alten Bekannten ist. Wir reden viel und lange und es werden dabei grosse Mengen Obst vertilgt. Die naechsten Tage verbringen wir damit Radkartons zu besorgen, wobei uns Gabi durch die halbe Stadt faehrt, die Rader zu putzen, viel zu reden und zu essen (viel Obst und sehr leckere selbstgemachte Marmeladen aus den im Garten angebauten Fruechten. Persimmons (Khaki) und Feigen zum Beispiel! Aus dem eigenen Garten wohlgemerkt!). Auch hier wieder Gastfreundschaft wie wir sie bisher nur hier kennengelernt haben.

Dale unseren ersten warmshowers-host besuchen wir auch noch einmal, weil Uwe dort seinen halben Hausstand vergessen hat und Ersatzteile fuer unseren Campingkocher dorthingeschickt wurden. Jetzt haben wir wieder einen allesverbrennenden Kocher. Wie sich herausstellt, lag bei dem von uns gekauften Kocher das falsche Werkzeug zum wechseln der Brennstoffduesen bei. Am 29.11. geht dann unser Flug auf die Suedhalbkugel. Wir verabschieden uns herzlich von Gabi und den Kindern und werden von Masoud mit unserem ginormous (eine symbiose aus gigantic und enormous...Danke Sabrina...und das Wort gibt es laut Woerterbuch tatsaechlich) Gepaeck zum Flughafen gefahren. Fuer lange Abschiedszenen bleibt dort keine Zeit. Eine Umarmung und wir schauen den Ruecklichtern des Wagens noch kurz hinterher. Durch die grosszuegige Hilfe von Gabi und Masoud ist unser Aufenthalt in L.A. in den letzten Tagen erheblich vereinfacht und vor allem verschoenert worden.

Doch am Flughafen von L.A. fangen auch schon die neuen Abenteuer an. Wer einmal mit einem Fahrrad geflogen ist, der weiss wovon wir sprechen. Das Schlimmste erwartend und darauf vorbereitet jede Menge Knueppel zwischen die Beine geworfen zu bekommen oder etwa 1.000 Dollar wegen Uebergepaeck zu bezahlen schieben wir uns zum Check-in. Doch wie ein Wunder hebt der Mitarbeiter von Air New Zealand nur einmal kurz den Kopf und bittet darum die Raeder auf die Waage zu stellen. Haeh? Hallo? Wir sind etwas perplex und koennen es gar nicht glauben. Der Mann an der Waage hebt die Kartons noch kurz mit dem Fuss an, damit sie zusammen auf knapp ueber 46 kg kommen und das war es. Die Raeder gehen als zweites Gepaeckstueck UMSONST, also ohne was dafuer zu bezahlen, mit in Richtung Rarotonga. Um 22.30 Uhr Ortszeit heben wir mit dem Flieger ab. Aus dem Flieger erkennen wir anhand der Lichter der Grossstadt erneut das Ausmass von L.A. Ginormous!!!

Mit Wehmut und feuchten Augen denken wir an unsere Zeit in Nordamerika zurueck. Wir koennen es kaum glauben, dass es erst 4 Monate her sein soll, dass wir in Frankfurt in den Flieger gestiegen und ueber den grossen Teich geflogen sind. Die grosse Menge an Eindruecken und Erfahrungen die wir bisher gesammelt haben, laesst diese Monate wie Jahre erscheinen. Jedenfalls reichen sie ueblicherweise fuer einen solchen Zeitraum aus. Wir denken zurueck an unsere ersten zaghaften Schritte zu Beginn der Reise in Vancouver und an die Ungewissheit wie sie weiter verlaufen wird. Wir denken zurueck an die Schoenheit der Natur und die riesige Ausdehnung des Kontinents, von dem wir nur einen Bruchteil bereisen konnten. Wir denken an die Orte an denen sich diese Schoenheit und Einzigartigkeit manifestiert hat (Icefield Parkway, die Kueste Oregons, Big Sur, Zion und Grand Canyon um nur einige zu nennen.) Aber vor allem denken wir an all die Menschen die wir kennengelernt haben und die uns den Aufenthalt so unvergesslich gemacht haben. Herauszuheben ist die unglaubliche Gastfreundlichkeit und Offenheit die uns entgegengebracht worden ist. Thank you and so long! Wir werden uns bestimmt wiedersehen.

Cook Islands

Nach 9 Stunden Flug landet die Maschine auf dem Internationalen Flughafen von Rarotonga mitten im Pazifik. Gerade noch Hightec, 24/7 Supermaerkte, Rushhour und dann entlaesst uns der Flieger auf einer kleinen tropischen Pazifikinsel. Groesser koennten die Kontraste nicht sein.

Der Flughafen auf Rarotonga ist winzig und besteht nur aus einem kleinen Gebaeude, in dem es ein Gepaeckband, drei Schalter mit Zollbeamten und einen Duty Free Shop gibt. Das ganze auf einer Flaeche wie sie in Terminal 2 des L.A. Airport der Starbucks einnimmt. Island Time halt! Als wir die Halle betreten, werden wir von einem Gitarre spielenden Inselbewohner begruesst, der mitten auf dem Gepaeckfoerderband steht und spielt. Es ist 5:40 Uhr morgens...ueblicherweise wuerden wir lachen und es als Tourigag abtun, aber hier passt es hin und wirkt gar nicht aufgesetzt. Island Time halt! Schliesslich ist es hier doch tatsaechlich normal, auf dem Moped keinen Helm, sondern Blumenkraenzchen zu tragen. Kia Orana! (Moegest du lange leben!) In welchem anderen Land bekommt man das zur Begruessung gesagt?

Schnell haben wir den Taxistand gefunden und zeigen dem verdutzten Fahrer unser Gepaeck. 2 Fahrradkartons, 2 grosse Saecke mit all unseren Fahrradtaschen und unser Handgepaeck. Aber er bekommt alles verstaut und so geht es auf zu unserem Guesthouse am Muri-Beach. Wir bekommen ein tolles Zimmer mit eigenem Garten, Terrasse und Haengematte, obwohl wir nur ein einfaches Zimmer gebucht hatten. Zu unserem Glueck war alles ausgebucht und so sind wir "upgegradet" worden. Yipieh!!!

Das Guesthouse liegt nur 25 m vom Strand entfernt, mitten in einem tropischen Garten. Es ist einfach, aber hat eine Kueche in der man sich selber verpflegen kann und ein Deck, auf dem man mit den anderen seine Mahlzeiten einnehmen kann oder einfach etwas abhaengt... was eigentlich jeder hier tut. Island Time halt, an die wir uns jedoch erst noch gewoehnen muessen. Unsere Gedanken haengen immer noch in Nordamerika oder wie sagte unsere Freundin Katja so schoen: "Die Seele reist langsamer als der Koerper und kommt den Eindruecken meist gar nicht hinterher." Wir warten jetzt darauf, dass unsere Seelen eine Einreisegenehmigung nach Rarotonga bekommen.

Ein typischer Inseltag besteht aus Schlafen, fruehstuecken, zum Strand, zurueck zum Guesthouse auf das Deck, mittag, schlafen, Deck, Abendessen, Spaziergang am Strand. Schlafen. Das Schoenste...jeder macht das so und man hat kein schlechtes Gewissen etwas zu verpassen.

Wir lernen Fredy und Sandra aus der Schweiz kennen und tauschen Reiseerfahrungen aus. Die beiden sind seit vier Monaten unterwegs (Suedafrika, Suedostasien, Australien und Neuseeland) und wieder auf dem Weg nach NYC, wo sie die letzten drei Jahre gelebt und gearbeitet haben, um ihre Sachen zu packen und wieder zurueck in die Schweiz zu gehen. Wir schaffen es immer wieder mit den Beiden die Zeit vom Fruehstueck bis zum Mittagessen zu verquatschen...manchmal auch die Zeit vom Mittag- bis zum Nachtessen...oder vom Nachtessen bis zum Schlafengehen. Great fun...hard life, isn't it?

Aber damit nicht der Eindruck entsteht, dass wir nur auf der faulen Haut liegen...wir haben die gefuerchtete Inselrunde auf dem "Highway 1" (die einzige Strasse auf der Insel) mit einer Gesamtlaenge von 32 km und keiner nennenswerten Steigung absolviert. Mit gemieteten Spitzenraedern. Als Sonderaustattung sind neben der verrosteten Kette und den aggressiv greifenden Bremsen vor allem die Gripshiftschaltung ohne Schaltzug und die Lenkerkoerbchen zu nennen. Da sagen wir doch..."und ab geht die Luzie!" Wir haben den Eindruck, dass die Cooks relativ urspruenglich sind und noch nicht vom Massentourismus uebernommen wurden. So gibt es keine der ueblichen Fastfood- oder Hotelketten auf Rarotonga (von der Ruine des Hilton mal abgesehen), dafuer jede Menge Obststaende und kleine Guesthouses oder Bungalows.

Die Frauen tragen Blumenkraenzchen im Haar und Maenner mit Roecken stolzieren durch die Gegend. Ueberall sieht man freilaufende Huehner und neben dem Guesthouse grasen friedlich ein paar Ziegen. Kein Stress, keine Hektik und viele lachende Gesichter.

Aber heute geht die Zeit im Paradies zuende. Es geht auf nach Neuseeland...! Bilder werden nachgeliefert.

27.11.2009, Los Angeles

San Clemente nach San Diego

Nur noch wenige Tage trennen uns vom Abschluss unserer Nordamerikatour. Die letzten 2 Fahrtage um genau zu sein. Es ist irgendwie wie ein bischen Schaulaufen. Leute mit denen wir uns am Strassenrand unterhalten gratulieren uns schon und die kurzen Etappen sind nicht einmal mehr anstregend.  Ein bischen Wehmut schwingt mit, aber auch die Vorfreude auf die Veraenderungen am anderen Ende der Welt. Die Kuestenstrecke zwischen Los Angeles und San Diego ist wohl der am dichtesten besiedelte Abschnitt an der gesamten Westkueste. Eigentlich haben wir seit Malibu die Stadt nicht mehr verlassen. Die heutige Tour fuehrt entlang des I-5. Um nicht auf den Interstate fahren zu muessen geht es ueber eine Strecke von 9 Meilen durch die USMC Base Camp Pendleton, einem Marines Corps Stuetzpunkt. Die Strecke ist nicht besonders schoen, aber dafuer sicher. Die Etappe endet in Carlsbad. Dort uebernachten wir bei den Stuarts unseren zweiten Warmshowers Gastgebern. Wir werden herzlich und wie selbstverstaendlich aufgenommen, so als ob Freunde zu Besuch kaemen. Die kleine Tochter wird ins Elternschlafzimmer verfrachtet und wir uebernachte in einem Traum in Pink. Das ganze Haus zeugt von der sportlichen Lebensweise der gesamten Familie. Raeder, Skier, Surfboards und ein Volleyballnetz, das quer durch den ganzen Garten gespannt ist. Ausserdem bezeugen wir Respekt, als uns Steve erzaehlt, dass er morgen um 04:30 aufsteht um erst mal eine Runde im Meer zu schwimmen und dann zu seiner Arbeit als Lehrer geht. Physical education. Was sonst. Auch fuer das leibliche Wohl wird gesorgt. Abends Tacos von Steve und morgens werden wir von Erin mit Waffeln versorgt. Great! Zu guter letzt bekommen wir noch selbstgemachte Suessigkeiten mit auf den Weg. Ausserdem erfahren wir, dass vor etwa 2 Wochen auch das Team Oesterreich hier uebernachtet hat ...und dass Philipp seine Haare jetzt modisch kurz traegt. Wo sind denn die Dreads hin?

So starten wir auf die letzten Meilen. Wir treffen uns mittags mit George (warmshowers) um mit ihm gemeinsam durch San Diego zu fahren. Alleine haetten wir auch den Weg gar nicht gefunden. George ist 68 und pensionierter Anwalt und hat schon einige grosse Touren gemacht. TransAmerika von Seattle nach Bosten, Underground Railway Trail vom Golf von Mexico nach Kanada, Radtouren in Spanien und auch in...Neuseeland. Respekt! Abends beim Anschauen der Fotos stutzt Simone und erkennt verwundert Burt. Wir hatten Burt zusammen mit Anne und Bernhard und unseren Schweizer Radelfreunden Sascha und Katja, an der Westkueste von Neuseeland getroffen. Es stellte sich heraus, dass auch George im Februar 2006 in Neuseeland geradelt ist. Vielleicht sind wir sogar aneinander vorbeigeradelt. So klein ist die Welt. In San Diego verbrachten wir dann sehr schoene Tage zusammen mit George, der uns das Gefuehl gab sehr willkommen in seinem Haus zu sein. George zeigte uns die kulinarische Welt von San Diego: Fisch-Tacos, Abendessen bei Souplantation, Burger bei Hodads (gigantisch). Wir durften sogar beim Fussballspiel seiner Enkelsoehne zusehen, was wir natuerlich mit Begeisterung taten. Doch irgendwann rief unsere Weiterreise und so machten wir uns mit dem Gefuehl auf den Weg nach L.A. einen guten Freund zu verlassen. Wir hoffen, dass wir uns eines Tages in Deutschland wiedersehen.

Unsere Zeit in Nordamerika neigt sich jetzt nach 4 Monaten dem Ende zu und wir brechen auf zu neuen Abenteuern. Bis bald. 

18.11.2009, Carlsbad

Roadtrippin' 2

Grand Canyon

Wenn man einen Bauern aus der Eifel oder ein Schulkind aus Japan fragen wuerde welche Orte in den USA ihnen bekannt sind, wuerde sicherlich der Grand Canyon genannt werden. So sehen jedes Jahr etwa 4,5 Millionen Besucher den Grand Canyon. Entsprechend ist dort alles professionell und generalstabsmaessig durchorganisiert. Shuttlebusse fahren all 15 Minuten von A nach B nach C nach D etc. Touren mit den Parkrangern werden angeboten, es gibt Lodges, einen General Store. Eine perfekte Infrastruktur. Anders waeren die Besuchermassen auch nicht zu bewaeltigen. Trotz der perfekten Organisation sterben jedes Jahr einige Leute, welche die zahlreichen Warnungen die ueberall angebracht sind nicht ernst nehmen. 250 muessen jedes Jahr aus dem Canyon gerettet werden, weil sie versucht haben an einem Tag von oben bis zum Fluss und zurueck zu marschieren...weil sie nicht genug Wasser dabei haben...weil sie mit mangelhafter Ausruestung losmarschiert sind. Auch wir haben so einige Spezialisten gesehen, die jenseits der Absperrungen am Canyonrand rumturnen nur um ein gutes Foto zu machen oder denken, dass es unten im Canyon einen Kiosk gibt wo sie eine kalte Cola kaufen koennen.

Der Nationalpark ist riesig. Nachdem man die Eingangskontrolle durchfahren hat sind es noch 14 Meilen bis zum Rim und den Campgrounds. Will man durch das Osttor hinaus sind es 25 Meilen. Der erschlossene Teil am Suedrand sind vielleicht 40 Meilen und das ist nur ein Bruchteil des Canyons. Von Suedrand bis zum Nordrand sind es Luftlinie gerade mal 13 Meilen. Will man dorthinfahren sind es 200. Um es anders zu sagen: Der Grand Canyon ist ein verdammt grosses Loch in der Erdkruste.

Auch hier ist es gut, dass wir so spaet im Jahr dran sind. Es sind viele Leute da, aber bei weitem nicht so viele wie im Hochsommer. Der Nachteil an dieser Jahreszeit: Der Grand Canyon liegt weit ueber 2.000 m hoch. Tagsueber T-Shirtwetter und nachts freezing cold. -2 Grad hat es in einer der drei Naechte die wir dort verbringen. Aber das Lagerfeuer, Tee und die Schlafsaecke lassen das Ganze zu einer netten Uebernachtung werden...wenn da nicht der Tee nachts auch wieder raus wollte...schnatter. Eine Wanderung des Canyonrandes, ein herrlicher Sonnenuntergang und ein Hike in den Canyon machen aus dem verdammt grossen Loch ein echtes Erlebnis. Etwas verdattert schauen wir uns eines nachts im Zelt an, als das entfernte Koyotengeheul ploetzlich direkt neben unserem Zelt erwiedert wird. Das Geheule hoert sich aus direkt neben dem Zelt ganz schoen unheimlich an. Da erwartet man, dass im naechsten Augenblick Mr. Werwolf den Reissverschluss des Zeltes aufmacht und eine Runde Tango tanzen will. Doch dieser Koyote will nur zu seinen Artgenossen und entfernt sich mit lautem Geheule wieder vom Campground.

 

Monument Valley

Nach zwei Tagen am Grand Canyon geht es dann weiter Richtung Osten zum Monument Valley. Die Strasse fuehrt ueberwiegend durch Indianerreservate. Ueberall gibt es Staende (Bretterbuden) an denen man Indianerschmuck kaufen kann. Die Haeuser und Ortschaften in den Reservaten wirken verwahrlost und runtergekommen. Alles ist sehr zugemuellt und Dutzende von Autos verrotten in den Hoefen der Wellblechhuetten.

Das Monument Valley selbst kommt am Nachmittag in unseren Blick. Die Kulisse ist aus vielen Western und anderen Filmen bekannt und wir sind recht beeindruckt. Allerdings truebt die Tatsache, dass wir nicht hineinfahren koennen etwas unsere Stimmung. Eine geteerte Strasse fuehrt nur bis zum Besucherzentrum und danach verbietet uns die Autovermietung weiterzufahren (ungeteerte Strassen duerfen wir nicht befahren). Also schauen wir uns die Felsenformationen von aussen an, was den Eindruck nicht schmaelert. Wir uebernachten im Gouldings Campground, wo wir einen unglaublichen Ausblick haben. Wir erleben einen herrlichen Sonnenuntergang und auch einen herrlichen Sonnenaufgang.

Heute wollen wir quer durch halb New Mexico nach Santa Fe fahren. Nach 5 Nationalparks haben wir uns mal wieder fuer eun bisschen Kultur (Santa Fe) entschieden.

 

Santa Fe

Die Fahrt nach Santa Fe fuehrt erneut durch endlose Stein- und Sandwuesten. Wir bleiben auf einem Campground etwa 60 Meilen ausserhalb von Santa Fe und fahren am naechsten Tah hinein. Santa Fe kann auf eine 400 Jahre alte Geschichte zurueckblicken, was fuer amerikanische Verhaeltnisse extrem lange ist. Die Stadt wirkt sehr homogen und sauber. In der Innenstadt gibt es keine Bausuende zwischen den Adobestyle Lehmgebaeuden. Im Hochsommer ist es hier bestimmt sehr touristisch, so aber mischen sich Einheimische und Besucher. Alles macht einen sehr entspannten Eindruck. Wir besuchen einige der vielen Galerien und Geschaefterln, wobei die Geschaefterln vielfach aus China imporierten Unfug fuehren. Schon seltsam, wenn Dinge die aussehen wie Native American Made in China produziert werden.

 

Back to L.A.

Die naechsten zwei Tage heizen wir zurueck nach L.A. Insgesamt sind wir in den 14 Tagen 3.000 Meilen gefahren. Soviel wie wir in den letzten 3 ½ Monaten mit dem Fahrrad zurueckgelegt haben. Nach zwei weiteren Naechten bei Dale machen wir uns wieder auf den Weg nach Sueden.

Endlich wieder auf dem Rad!

Gluecklicherweise ist es Sonntag und der Strassenverkehr ist bei weitem nicht so stark wie an einem Werktag. Vielleicht ueberleben wir deshalb in den Strassen von L.A. Scherz beiseite. Der Strassenverkehr hier ist sicherlich extrem, aber die Hoelle wie er von manchen Radlern beschrieben wird, ist er wirklich nicht. Die Fahrt fuehrt fuer einige Kilometer am Strand entlang. Redondo Beach und Hermosa Beach sind relaxte Nachbarschaften. Dann geht es ueber den Pacific Highway weiter vom Meer weg. Es geht durch ein kilometerlanges Einkaufsgebiet, dann durch den Hafen. Erst in Long Beach kommen wir an der Marina zurueck an den Pacific und es wird wieder ansprechender.

Waehrend wir bei unserem ersten Besuch noch geschockt ueber die Groesse der Stadt waren, stellen wir bei unserem zweiten Besuch fest, dass es sicherlich Ecken gibt in denen man gut leben kann. Andererseits ist ein Leben ohne Auto hier fast nicht denkbar.

nach San Diego

Wir brauchen einen ganzen Tag um aus L.A. wieder rauszufahren. Die erste Nacht verbringen wir in Huntington Beach und danach geht es weiter nach San Clemente. Da wir noch ausreichend Zeit bis zu unserem Weiterflug nach Neuseeland haben, bleiben wir noch eine weitere Nacht in San Clemente und verbummeln die Zeit am Strand mit eisessen und faulenzen. Nachdem wir in der ersten Nacht auf dem Hike & Bike Platz verbracht haben und die Regularien besagen, dass man nur eine Nacht bleiben kann, wird uns am naechsten Tag (aufgrund Uwes unglaublich charmanter Art) ein regulaerer Zeltplatz zugewiesen. Und das auch noch zum Preis des Hike&Bike Platzes.

 

So dass wars wieder mal von uns. Bis zum naechsten Mal.

11.11.2009, Santa Fe

Nachtrag Joshua Tree N.P.

Haben noch ein Paar Bilder eingestellt. Copyright Valeska und Philipp Schaudy.

08.11.2009, Monument Valley

Roadtrippin'

Nach 4.500 km auf dem Radl' und viel zuviel Zeit bis zum Abflug nach Neuseeland haben wir uns ein Auto gemietet und machen einen Roadtrip durch den Suedwesten der USA. Als Neuautofahrer koennen wir uns zum einen nur schwer an die Geschwindigkeit gewoehnen mit der die Landschaft an uns vorbeifliegt und zum anderen, dass wir jetzt auf Vorrat einkaufen koennen. Aber das mit dem Einkaufen geht recht schnell. Das mit der Geschwindigkeit weniger. Viele Bilder sind so schnell vorbei oder es gibt keine Gelegenheit anzuhalten. Andererseits macht der Trip Lust darauf mehr von den USA zu sehen.

 

Joshua Tree

Unser erster Stop ist der Joshua Tree National Park. Dort treffen wir uns mit Valeska und Phillip und Freunde von Ihnen aus Costa Mesa bei L.A. Der Campground liegt mitten in einer bizarren Wuestenlandschaft aus Fels und den Joshua Trees. Wie auch beim Icefields Parkway lassen sich die Eindruecke nur schwer beschreiben. Die Felsformationen sehen aus als seien es die gigantischen Murmelhaufen von Riesen. Die Joshua Trees die ihren Namen daher bekommen haben, weil sie so aussehen als wuerden sie mit erhobenen Armen zu Gott beten bedecken endlose Ebenen. Inmitten dieser Landschaft liegt der Campground. Es gibt dort kein Wasser, so dass wir das ganze Wasser (mehrere Galonen) mit uns im Auto dabei haben. Waehrend am ersten Abend (Wochenende) der Campground noch gut gefuellt ist, sind wir am zweiten Abend fast alleine. Leider heisst es auch Abschied nehmen von Valeska und Philipp, die nun mit grossen Tritten nach Mexico und weiter suedlich bis nach Ushuaia radeln. Wir hoffen sie in spaetestens in 2 Jahren in Bonn als warmshowers hosts wiederzusehen. Mit feuchten Augen wuenschen wir ihnen alles Gute. Till we meet again! Wir verbringen eine weitere Nacht in Joshua Tree die fuer uns unvergesslich bleiben wird. Der Campground ist soweit abgeschieden, dass man ausser der selbstgenerierten Geraeusche nur eines vernimmt...absolute Stille und das Geheule der Koyoten. Der Vollmond taucht die bizarre Landschaft in taghelles Licht. Unbeschreiblich. Wir sind bereits um 05:20 Uhr auf und geniessen den Sonnenaufgang. Sonnenaufgang und Pancakes zum Fruehstueck. Was will man mehr.

 

Route 66

I get my kicks...on Route 66...klingt es in unseren Ohren, als wir am naechsten Tag Richtung Vegas durch die Wueste brettern. Wir fahren ein Stueck auf der legendaeren Strasse, die frueher Mal eine der Hauptstrassen von Ost nach West gewesen ist, aber wegen der nahen Interstate Freeways zur Bedeutungslosigkeit verdammt wurde. So stehen in grosser Zahl Restaurants und Tankstellen leer und verrotten langsam. Aber das macht wohl den morbiden Charm der Strecke aus. Kaum mehr Menschen leben entlang des Teilstueckes das wir fahren. Wir sind fasst alleine auf dem Highway und das fuer Dutzende von Meilen. Uns begleiten nur kilometerlange Gueterzuege mit bis zu 7 Triebwagen deren Trasse entlang des Highways verlaeuft. Auch hier verspuert man die Weite und Einsamkeit dieses Landes.

 

Viva Las Vegas

Nach Vegas hinein geht es ueber den Interstate. Das Navi fuehrt uns zielsicher zum Sahara eines der alten Casinohotels am Nordende des Strips. Wir haben dort fuer sage und schreibe 42 Dollar (etwa 28 Euro) ein riesiges Zimmer bekommen. Nichts luxurioeses, aber ruhig und sauber. Die Jugendherberge in San Francisco hat das Doppelte gekostet und hatte das Klo auf dem Flur. Abends gehen wir los und laufen den Strip entlang. Das Pallazzo, das Treasure Island, The Mirage, The Venetian, das Paris, das Bellagio mit seiner gigantischen Wassershow, das MGM Grand liegen auf unserem Weg. Neonlichter ueberall. Viele Touristen laufen nur umher, aber es gibt auch viele die vollkommen versunken vor den Slotmachines sitzen und Dollar auf Dollar hineinstecken in der Hoffnung den grossen Coup zu landen. Ganze 4 Dollar verzocken wir im Casino. Am naechsten Morgen suchen wir etwas ausserhalb ein Cafe zum Fruehstuecken, werden aber nicht fuendig. Auf Nachfrage in einem Burgerschuppen (Arbys) werden wir zum Silver Nugget geschickt. Das Casino macht von aussen einen eher betagteren Eindruck. Als wir hineingehen, kommt uns eine Frau mit einem Bier und einer Zigarette in der Hand entgegen. Ach ja, es ist 10 Uhr morgens. Drinnen sitzen schon wieder oder immer noch die Zocker. Wir bekommen hier jedenfalls ein gutes (cholesterinlastiges) Fruehstueck. Eier mit Speck, Pfannkuchen und jede Menge Kaffee fuer kleines Geld und amuesieren uns ueber den ungewoehnlichen Ort unserer Nahrungsaufnahme.

 

Zion National Park

2,5 Millionen Besucher jedes Jahr sieht der Zion N.P. jedes Jahr. Gut das wir im November hier sind. Trotzdem sind noch einige Leute da. Man moechte sich nicht vorstellen wie es hier im Sommer aussieht. Der Zion N.P. hat sich bereits in ein sehr herbstliches Gewand gekleidet. Die Blaetter der Baueme sind gelb verfaerbt und bisher wussten wir gar nicht wieviele Varianten es von Gelb gibt. Die herbstlichen Farben der Blaetter bilden einen starken Kontrast zu den roetlich weissen Steilwaenden des Parks. Der Canyon koennte ohne weiteres als Kulisse fuer eine Szene aus dem Herrn der Ringe dienen. Bruchtal waere hier richtig. Aber keine Sonne ohne Schatten. Es sieht nicht nur herbstlich aus, auch die Temperaturen sind entsprechend. Tagsueber T-Shirt Wetter und abends wird hier die Windmaschine angeschaltet. Der erzeugte Wind droht fast unser Zelt wegzublasen.

 

Bryce Canyon

Nur 1,5 Stunden vom Zion entfernt liegt der Bryce Canyon auf 2.700 m. 2.700 m im November hoert sich nicht nur kalt an, sondern ist es auch. Am Eingang des Parks liegt sogar schon wieder Schnee. Der Parkranger meint jedoch, dass sie zur Zeit ungewoehnlich mildes Wetter haetten. Nur -3 Grad seien es gestern nacht gewesen. Prost Mahlzeit! Aber mit einem Campfire geht es schon und unter 0 Grad ist die gefuehlte Temperatur nicht gesunken. Der Bryce Canyon glaenzt mit seinen bizarren Steinformationen die in einem Wirrwarr von Labyrinthen angeordnet sind oder wie der Farmer Mr. Bryce anmerkte: It's a hell of a place to lose a cow. Leider koennen wir uns den Canyon nur von oben anschauen. Ein Hike in den Canyon koennen wir aufgrund der fehlenden Zeit nicht machen. So geht sicherlich ein grosser Teil der Magie des Bryce verloren. Schade, aber es warten fast 300 Meilen bis zum Grand Canyon auf uns. Roadtrippin halt!

 

Roadtrippin'

Waehrend die Nationalparks das i-Tuepfelchen sind, ist der eigentliche Star die Landschaft zwischen den Parks. Die 300 Meilen zwischen dem Bryce und dem Grand Canyon fuehren durch gemalte Wildwestromantik. In Utah stehen Pferde auf den gelben mit gruenen Bauemen gesprengelten Weiden, die bis zu den Bergen reichen, in Arizona faehrt man durch unendliche rote Wueste, die an den steilen bis zu 1.500 Fuss hohen Cliffs endet. Karl May und Legenden der Leidenschaft an einem Tag. Wer es nicht selber gesehen hat kann sich die unermessliche Weite des Suedwesten nicht vorstellen. Endlich koennen wir nachvollziehen welcher Anstoss hinter den ganzen Roadtripfilmen steckt.

So jetzt noch schoen Bilder gucken und bis zum naechsten Mal!

 

03.11.2009, Las Vegas, Nevada

Wir kommen in Lompoc recht spaet los, da wir noch Berichte und Bilder vor der Buecherei hochladen (wir haben ja jetzt Wi-Fi!). So kommen wir in die bruetende Mittagshitze und quaelen uns den letzten groesseren Anstieg vor L.A. bei ueber 30 Grad hoch. Tja, wir haben halt den Sommer eingeholt und schliesslich heisst es ja auch...it never rains in Southern California. Highway 1 und der 101 vereinigen sich wieder und die Radelei ist so entspannend wie eine Sonntagsradtour auf der A1.

Am naechsten Tag werden wir gluecklicherweise schon bald vom Highway 101 verbannt und muessen auf Nebenstrecken ausweichen. Kurz vor Santa Barbara kehren wir in die Java Factory ein und essen hier das erste wirklich gute Schokocroissant auf unserer Tour. Das Cafe ist echt relaxt. Guter Kaffee, gute Teilchen, Wi-Fi und klassische Musik laden zum verweilen ein. Unsere 2. Fruehstueckspause wird deshalb schon fast zum Lunchbreak, den wir dann in Santa Barbara machen. Santa Barbara ist Kalifornien wie man es sich vorstellt. Palmen, Meer, schicke teure Autos und eine sehr gepflegte Strandpromenade. Eine kurze Pause und weiter geht es. Schade, dass wir Kilometer machen muessen. Wenn wir nicht unter Terminstress (der arbeitende Teil der Bevoelkerung entschuldigt bitte die Wortwahl) nach L.A. unterwegs waeren, wuerden wir sicherlich zwischen Santa Barbara und Ventura einen Pausentag eingelegt haben. Jeden Kilometer laedt das Meer zum Baden ein. Unter Palmen. Ach, waere das herrlich. In einem kleinen Ort werden wir von einem Mann angequatscht...nein keine Drogen...sondern woher, wohin? Wie sich herausstellt hat er wohl gestern, als er "den surf gecheckt hat" mit einem Kanadier geredet, der auch von Vancouver nach San Diego unterwegs ist. Gross und schlank? Das muss Doug sein, den wir in Oregon getroffen hatten und schon in San Diego waehnten. Auch Geruechte, dass Paul nur ein oder zwei Tage vor uns faehrt, kamen uns schon zu Ohren. Da wir von L.A. wahrscheinlich ins Inland abbiegen werden, holen wir sie jedoch nicht mehr ein. Waere aber sicherlich ganz lustig geworden. Es ist schon spaet, als wir am McGrath State Beach, unserem heutigen Ziel ankommen. Wir werden von einem Schild empfangen. "Campground closed". Vor Monaten noch waeren wir bei dieser Nachricht in leichte Panik verfallen. Wo schlafen wir denn heute nacht? Aber mittlerweile sind wir in solchen Angelegenheiten abgebruehter geworden. Erst mal angucken fahren, den Campground Host fragen und siehe da: Hike und Bike geht und er schliesst uns die Duschen auf. Der Campingplatz wurde naemlich erst gestern zugemacht.

Der Weg nach L.A. fuehrt uns entlang des Meeres auf dem Highway 1. Man merkt die Naehe zu Hollywood. Wir fahren an zwei Fotoshootings und einem Filmdreh vorbei. Dafuer scheinen unendlich viele LKWs mit Ausruestung und Catering notwendig zu sein. Die Parkplaetze in der Naehe des Sets sind voll damit. Nichtsdestotrotz gibt es auf dem ersten Teil bis Malibu eine schoene Kuestenlinie zu sehen. Simone entdeckt sogar Delphine vom Ufer aus. Die Malibu City Limits beginnen bereits 15 Meilen ausserhalb der eigentlichen Stadt. Auf diesen 15 Meilen reiht sich ein Architektur(alp)traum an den anderen. Viel Geld ist halt nicht gleichzusetzen mit viel Geschmack. Nach der nicht sehr attraktiven Downtown kommt L.A. schon in Sicht. Endlos erstreckt sich die Bebauung am Meer entlang. Von Venice Beach rufen wir Dale an, der uns ueber die warmshowers-organisation eine Uebernachtung angeboten hat. Da der Weg bis zu seinem Haus zu kompliziert zu erklaeren ist, lotst er uns bis zu einem bestimmten Punkt und holt uns ab. Unterwegs zum Abholpunkt werden wir von einer freundlichen Radlerin angesprochen. Wie sich schnell herausstellt, kommt Gaby aus der Naehe von Hamburg, lebt aber schon seit etlichen Jahren in L.A. lebt. Sie hat sich vor wenigen Tagen mit Team Oesterreich unterhalten und mit Dale, bei dem Valeska und Phiipp ebenfalls unterkamen. What a small world it is! Sie bietet uns spontan an bei ihr zu uebernachten. Vielleicht kommen wir auf ihr nettes Angebot noch zurueck, wenn wir Ende November wieder in L.A. sind.

Mit Dale (www.dalestrumpell.com) und seinem Bruder Ken verleben wir einen sehr netten Abend. Wir kochen zusammen und bekommen Tipps was man in L.A. anschauen sollte. Dale ist unser erster Warmshowers-Gastgeber und wir sind froh, jemanden wie ihn erwischt zu haben.

Am naechsten Morgen fahren wir mit dem Bus von Westchester aus nach Downtown L.A. und bekommen einen ersten Eindruck von den gigantischen Ausmassen der Stadt. Die Fahrt mit dem Expressbus dauert 1 Stunde. L.A.`s Ausmasse sind am ehesten mit dem Ruhrgebiet, denn mit irgendeiner anderen Stadt zu vergleichen. So sind Beverly Hills und West Hollywood eigenstaendige Stadte die vollstaendig vom eigentlichen Stadtgebiet L.A.s umgeben sind. Downtown L.A. besteht zum einen aus den Hochglanzfassaden der Verwaltungsgebauede, Konzerthallen und Banken, zum anderen aus den teilweise heruntergekommenen alten Hauesern, Geschaeftszeilen und Kino- und Theatersaellen des Broadway. Die Stadt erscheint uns hektisch und angespannt. Dale bringt dies in seinen Fotografien sehr gut zum Ausdruck. Wen es interessiert...mal auf Dales Seite schauen. Wir drehen eine grosse Runde an diesem Tag. Ganz besonders hat es uns die "Cathedral of our lady of the angeles" (Architekt: Jose Rafael Moneo, 2002) angetan, in der wir zur Mittagszeit eine sehr gut besuchte Messe miterleben duerfen. Ganz und gar nicht gefaellt uns Hollywood. 15 Minuten mehr braucht es nicht um den Rummel zu begutachten. Aber Dale, der jahrelang in der Traumfabrik gearbeitet hat, hatte uns schon vorgewarnt. Hollywood ist weder etwas Greifbares und auch kein Ort. Hollywood ist eine Idee. Der Rueckweg macht uns die Ausmasse der Stadt noch bewusster. 2 Stunden sind wir mit dem Bus unterwegs. Rush Hour...alles steht.

Am naechsten Tag faehrt Dale mit uns zum Getty Center in die Huegel im Norden L.A.`s. Die Oelmilliadaere haben dort fuer ihre riesige Kunstsammlung ein ebenso grosses Museum bauen lassen. Der Bau soll 1.2 Milliarden Dollar gekostet haben. (Architekt: Richard Meier) Aber die Stiftung musste aus steuerlichen Gruenden eben diese Summen ausgeben um ihren Status zu behalten. Also auch in den USA gibt es diese Steuerdingens...das Steuer...aehhh...ach was weiss denn ich. In jedem Fall ist das Gebaude sehr imposant und man hat einen herrlichen Ausblick ueber L.A. bis es im eigenen Abgasdunst verschwindet. Schliesslich gehen wir noch mit ihm zusammen ins FOX Theatre (Kino). Es ist eins dieser wunderschoenen alten Kinos mit Flair und einem Zuschauersaal der sicherlich 1.000 Leute fasst. Wer den Film Last Action Hero mit dem Gouvernator kennt, wird wissen was gemeint ist. Der Film "Where the wild things are" nach einem in den USA sehr populaeren Kinderbuch hat viel Atmosphaere und haelt einen waehrend der gesamten Zeit gefangen. Es ist natuerlich nicht nur ein Kinderfilm, sondern auch auf die Welt der Erwachsenen uebertragbar. Also Kinotip, falls er es bis nach Deutschland schafft.

 

Roadtrip